Nach den zwei kleinen Ernten in den Jahren 2009 und 2010 und der absoluten Rekordernte von 2011 mit 295.000 Hektoliter ist die heurige Weinernte mit rund 200.000 Hektoliter (lt. letzter Vorschätzung der Statistik Austria) eine Durchschnittsernte. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr zwar minus 20 Prozent, die Ernte liegt aber mengenmäßig ungefähr im 5-Jahres-Schnitt.
Die Trauben konnten in einem optimalen Reifezustand geerntet werden, die Säurewerte sind ähnlich ausgewogen wie letztes Jahr, die Zuckergehalte in den Trauben sind erfreulich hoch. Auch wenn es bei der Menge Abstriche gibt, hält die Qualität mit dem Jahr 2011 nicht nur mit, sondern der Jahrgang wird noch etwas voller und mit typischen Fruchtaromen ausgestattet sein.
Die Wintermonate waren im steirischen Weinbaugebiet äußerst schneearm. Von Jänner bis März fielen im Durchschnitt nur etwa ein Viertel der üblichen Niederschläge. Nach etwas höheren Jänner Temperaturen folgte Anfang Februar klirrende Kälte bis minus 20 ° C. Danach stiegen die Thermometer kontinuierlich bis Anfang April an sodass während des Monats Ende März mehrmals über 20° C gemessen werden konnten. Ab 1. April konnten die ersten austreibenden Reben beobachtet werden. Besonders früh angetriebene Sorten wurden durch die am Osterwochenende folgenden tiefen Temperaturen bereits geschädigt.
Im weiteren Verlauf des Frühjahres fielen die für die Vegetation notwendigen Niederschläge. Um Mitte Mai bescherten uns die Eisheiligen einmal grimmige Temperaturen und schädigten manche Weingärten bereits zum zweiten Mal.
Der März war der drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, die Niederschläge im April und Mai und die in den Frühjahrsmonaten um 0,5 bis 3,5 °C über dem Durchschnitt liegenden Temperaturen führten zu Blütebeginn bereits in den letzten Maitagen. Das Wetter zur Rebblüte war verregnet und zu kühl, sodass mit Verrieselungsschäden gerechnet werden musste.
Ab Mitte Juni erreichten wir öfters Tropentage mit über 30 °C. Die ausgiebigen Regenfälle im Juli und die anhaltend hohen Temperaturen (mit registrierten 34,3 °C in Bad Gleichenberg) beschleunigten die Rebentwicklung in einer noch nie da gewesenen Geschwindigkeit. Optimaler Pflanzenschutz in Kombination mit dem richtigen Maß Laubarbeit waren zu diesem Zeitpunkt gefragt.
Die Hitzewelle hielt mit kurzen Unterbrechungen bis in den September hinein an. Im durchgehend äußerst trockenen August mit bis zu 20 Prozent mehr Sonnenstunden ließen die doch geringere Menge Trauben fast explosionsartig reifen, sodass die Lese während der letzten heißen Tage Anfang September mit der Sorte Müller Thurgau begann.
Schon eine Woche später startete auch die Lese von Weißburgunder, Sämling und Sauvignon Blanc. Für die Reife der Trauben waren die Witterungsbedingungen auch im Herbst ideal. Die vielen Sonnenstunden förderten die Zuckerbildung und die gegen Ende September kühleren Nachttemperaturen steigerten die Aromatik der Trauben enorm. Der Entwicklungsvorsprung gegenüber einem normalen Jahr lag heuer bei mindestens drei Wochen. Die Trauben konnten in einem optimalen Reifezustand geerntet werden, die Säurewerte sind heuer um eine Spur pikanter als letztes Jahr, die Zuckergehalte in den Trauben waren auch 2012 sehr hoch. Die Konsumenten erwartet daher eine voller, typischer, fruchtbetonten und ausdrucksstarken Steirerwein. Das Wichtigste, der Jahrgang ist eine positive Fortsetzung und in einigen Details eine Steigerung der Qualität gegenüber dem 2011er.
Ing. Werner Luttenberger