Klirrende Kälte um die Weihnachtsfeiertage 2009 so an die Minus 20°C ließen die Weinbauern an das Wohlergehen der Rebstöcke denken. Ende Jänner noch einmal Minus 17°C als Tiefstwert, trotzdem keine nennenswerten Frostschäden, außer von 2009 stark verhagelten Weingärten. Einen ausreichenden Winterniederschlag gab es im Jänner und Februar.
Erste Monatshälfte zu kalt, Tiefstwerte um Minus 7 bis 8°C noch am 12.3., gefolgt von rasanter Erwärmung (19.3. 20°C). Ab Monatsmitte stellte sich trockenes Frühjahrswetter ein. Ein faszinierendes Farbenspiel bietet der Herbst.
Frühjahrserwärmung gab es in dieser Zeit in Etappen, überraschend erfolgte dann in der Karwoche wegen der stark ansteigenden Temperaturen der Knospenaufbruch. Erste grüne Triebteile waren ab 10. April sichtbar. Ein frühes Jahr kündigte sich an. Durch die unmittelbar folgende kühlere Wetterphase verzögerte sich der Austrieb. Den Perioden mit tiefen Temperaturen folgte ein stärkerer Temperaturanstieg. Am 25. Mai erreichten die Temperaturen erstmals um die 30°C. Grundsätzlich war das Frühjahr trockener als im langjährigen Durchschnitt, es gab einen sehr gleichmäßigen Austrieb bei nicht zu rasantem Wachstum, sodass die Weinbauern die anfallenden Laubarbeiten zeitgerecht und ohne Hektik durchführen konnten.
Mit den ersten Junitagen begann in den Gunstlagen die Rebblüte. Stark ansteigende Temperaturen mit ersten Tropentagen (Tage über 30°C) um den 10. Juni begünstigten den Blühverlauf, sodass der folgende Temperatursturz ab Mitte Juni nur mehr Verrieselungen im untergeordneten Maß zuließ. Der Juni war ebenso von Trockenheit geprägt. Ende des Monats hatten wir bereits ein Niederschlagsdefizit von etwa 100 mm gegenüber dem langjährigen Durchschnitt.
Der Juli war auch heuer wieder der Hitzemonat schlechthin. Nahezu die Hälfte der Tage wurden als Tropentage verzeichnet – möglicherweise ein Rekord –, die Vegetation war durch starke Trockenheit geprägt. Ende des Monats betrug das Niederschlagsdefizit bereits 150 mm. Die Rebenentwicklung in dieser Phase war wegen des limitierten Wasserangebotes sehr gut, das Wachstum aber nicht zu üppig, sodass sämtliche Laubarbeiten auch in dieser Phase ohne wesentliche Arbeitsspitzen erledigt werden konnten.
Auch der August begann mit extremer Hitze, jedoch erreichten uns zu dieser Zeit die ersten wirklichen Starkregen. Gerade noch rechtzeitig, die Niederschläge verhinderten für die Reben einen Trockenstress. Die Üppigkeit des Regens (August teils über 200 mm) beschleunigte noch einmal das Wachstum und die Entwicklung. Leider stieg in dieser Phase auch der Pilzdruck. Sorgfalt und Umsichtigkeit waren gefragt, zum Schutz der Reben. In dieser Zeit gab es einen kräftigen Entwicklungsschub. Noch in der ersten Monatshälfte hatten die meisten Rebsorten durch Zuckereinlagerung weiche Beeren. Man spekulierte bereits mit einem sehr guten Jahr.
Die im August gefallenen Niederschläge hätten für die Versorgung der Reben ausgereicht. Die übermäßig starken Regenfälle, verursacht durch ein Adriatief zu Monatsmitte mit meist um die 100 mm Niederschläge, erforderten starkes Vor- bzw. Auslesen. Der Druck im Weingarten nahm zu, doch zu diesem Zeitpunkt war die Reife der Beeren so weit fortgeschritten, dass die Ernte für den Junker aber auch für die meisten Klassiksorten starten konnte. Konsequentes Vorlesen, aber auch tägliches Beobachten der Rebstöcke sowie der Wetter- und Reifeentwicklung waren für das Zustandekommen höchster Qualitäten wie jedes Jahr unabdingbar.
Das Weinlesefest in Gamlitz (Bezirk Leibnitz) fand am ersten Wochenende im Oktober bei schönem Wetter statt. Der erste Botschafter des Weinjahres 2010 – der frische Sturm – mundete den tausenden Gästen, während in manchen Lagen noch immer Trauben am Rebstock waren.
Der steirische Junker hat seine Bewährungsprobe zu dieser Zeit bereits hinter sich, am Mittwoch, 10. November 2010, empfangen wir mit ihm den neuen Weinjahrgang – einen schwierigen aber guten.
Ing. Werner Luttenberger