Es ist nicht ein Klima, es sind viele Mikroklimata, die das Terroir, besser: die Terroirs der steirischen Weinbaugebiete ausmachen. Kommt man von Westen in Richtung Osten wird dabei der Niederschlag schwächer und seltener, es wird heißer und es gibt mehr Sonnentage.
Die jährlichen Regenmengen liegen in der Weststeiermark, nahe der Alpen, bei durchschnittlichen 1.200 mm pro Jahr und Meter und sie nehmen gegen Osten hin, im Vulkanland Steiermark auf 800 mm ab. Infolge dieser Klimagegensätze werden in der Steiermark Weine mit einer Bukett- und Geschmacksvielfalt wie kaum in einem anderen Weinland vinifiziert.
Die Regenmengen, vor allem in der West- und Südsteiermark, mögen im Vergleich zu anderen europäischen Weinbaugebieten sehr hoch erscheinen und den Weinbau nicht immer einfach gestalten, sie geraten jedoch zum Vorteil, wenn der Klimawandel immer häufiger lange Trockenperioden mit sich bringt. Eine weitere Besonderheit der steirischen Klimaschnittstelle ist die starke Gewittergefahr, oft auch in Kombination mit Hagelwetter und die vielen Nebeltage im Jahr.
Im Herbst scheint beinahe täglich die hier sehr intensive Sonne auf die Steilhänge und heizt Boden und Pflanzen auf. Die mit der Nacht einsetzende Kälte fließt von den Weinbergen in die Täler hinab und sorgt so für einen mitunter enormen Temperaturunterschied, der sich massiv auf die Duft- und Bukettstoffe in den Trauben auswirkt. Aufgrund dieser im Herbst nahezu täglich auftretenden Temperaturgegensätze entstehen in allen drei Anbaugebieten der Steiermark Weine mit einer Geschmacksvielfalt wie man sie anderswo in der Weinwelt nur schwer finden wird.
Jeder Wein gedeiht da besonders gut, wo er sich am wohlsten fühlt. Fast jedes Anbaugebiet hat sein eigenes Klima, das von seiner Lage, der Nähe zu den Alpen, vom Vorhandensein von Wäldern, Gewässern, der Ausrichtung der Weinberge und anderen Einflüssen bestimmt wird. So vielfältig das Klima, so vielfältig auch die Böden und die Charaktere der steirischen Weine.
Der Klimawandel ist ein allseits präsentes und viel diskutiertes Thema. Aber welchen Einfluss hat der Klimawandel auf den Weinbau in der Steiermark?
In der Südsteiermark ist der Anteil an Sonnenstunden in den letzten Jahren von durchschnittlich 1.874 auf 2.126 gestiegen. Außerdem wird die Wasserversorgung der Reben, mit Starkregenereignissen und langen Dürreperioden immer unregelmäßiger. Dadurch verschiebt sich der Zyklus der Weinrebe, was nicht nur durch einen früheren Austrieb, sondern vor Allem durch einen früheren Lesezeitpunkt erkennbar ist. Während gegen Ende des letzten Jahrhunderts der Beginn der Lese meist Mitte Oktober begann, werden nun die ersten Trauben Mitte bis Ende September gelesen. Und das bei hohen Temperaturen.
Für die steirische Leitrebsorte Sauvignon Blanc bedeuten mehr Sonnenstunden auch eine frühere und höhere Reife, was sich langfristig auf den Alkoholgehalt auswirken wird. Auch der Blaue Wildbacher und der Welschriesling, als Leitsorten aus der Steiermark sind betroffen. Während früher die Hauptlese dieser Sorten um den Staatsfeiertag angesiedelt war, beginnt diese heute beim Welschriesling meist noch im September und beim Blauen Wildbacher Anfang Oktober. Um den genauen Lesezeitpunkt zu bestimmen, sind sowohl der Zustand der Trauben, als auch die physiologische Reife ausschlaggebend. Dabei geht es nicht nur um den Zuckergehalt der Trauben, sondern insbesondere um das Geschmacksprofil der Trauben. Eine Möglichkeit, langfristig mit dem Klimawandel umzugehen und sich an die Veränderungen anzupassen, wäre das Ausweichen auf höher gelegene Grundstücke, um die Reife etwas zu Verzögern. Aktuell liegt die absolute Obergrenze für den Anbau von Reben in der Steiermark etwa bei 650m über dem Meeresspiegel.