„Terroir umfasst alle physischen Elemente des Weinberges wie die Rebe selbst, die tieferen Bodenschichten, die Lage, den Wasserabzug und das Mikroklima. Doch darüber hinaus ist der geistige Aspekt sehr wichtig, wie die Freude, der Schmerz, der Stolz, der Schweiß und die Rückschläge einer langen Winzergeschichte.“
JAMES WILSON – GEOLOGE
Das Wort entstammt dem lateinischen Terra und ist eine Kreation der Franzosen. Terroir ist ein Begriff, der die traditionelle Weinherstellung und Weinkultur Europas beschreibt. Und Terroir ist viel mehr als lediglich der Boden, die Lage, die Rebsorten und das Klima; Terroir, das sind auch die Kellertemperatur, die natürlichen Kellerhefen, die Arbeit des Winzers in Hang und Keller und der Winzer (der meist Weinbauer genannt wird) und seine Geschichte selbst.
Steirische Weine sind bekannt für ihren Duft und ihre Saftigkeit, für ihre Würze und ihre Mineralität, für ihre Unkompliziertheit und ihren Anspruch. Und steirische Weine sind extrem von ihrer Herkunft bestimmt, vom gemäßigten, windarmen und regenreichen Gesamtklima, das jede Menge Mikroklimata zulässt, von verwitterten Vulkangesteinsböden, Böden aus verwitterten Festgesteinen wie Schiefer und Gneis, Böden auf Kalkstein, auf Schotter und Konglomerat, auf Sand und Sandstein sowie Opok.
Im westlichen Anbaugebiet, dem sogenannten „Schilcherland“, entsteht aus der seltenen, autochthonen Sorte Blauer Wildbacher ein österreichweit bekannter und beliebter Roséwein, der Schilcher, ein hundertprozentiger Terroirwein, der zunehmend als Schaumwein ausgebaut wird. Diese Spezialität wird inzwischen international als rare Delikatesse gehandelt. Im südlichen Anbaugebiet, Sausal und Südsteirische Weinstraße, dominieren der Sauvignon, der Welschriesling, der Gelbe Muskateller und meist gewichtig ausgebaute Burgundersorten.
Die steirischen Sauvignons, das kann man so sagen, sind die vielfältigsten der Erde, obwohl sie in einem vergleichsweise sehr kleinen Weinbaugebiet auf die Flaschen gezogen werden. Hier ist alles drin: von tänzelnd-leicht über grasig-kräutrig bis derart schwergewichtig, wie es sonst nur große Sauvignons der Loire sein können. Ähnliches kann man auch vom Morillon (Chardonnay) der Region sagen, der in seiner gewichtigen, im Holzfass ausgebauten Variante zu den besten Chardonnays der Welt zählt. Im kleinen südöstlichen Anbaugebiet, dem Vulkanland, findet man auch noch viele Hektar Traminer, der hier, wie alle Weine, eine typisch steirische Kleidung trägt – ohne Schminke und Verkleidung.
Nicht zuletzt tragen auch die vielen erstklassigen steirischen Winzer zur typisch steirischen Herkunft bei, weil es ihr tradiertes Keltern ist, das die Tradition immer im Detail zu schärfen weiß und sie nie veraltet erscheinen lässt. Steirische Winzer verfolgen einen klaren gemeinsamen Stil, der die Weine der Region prägt. Sie sind aber jede und jeder für sich ein Garant für Individualität und Unterscheidbarkeit. In keiner anderen Weinregion finden sich so viele gleichgesinnte Winzer mit ausgeprägt unterschiedlichen Weinen, die dann doch immer als Weine der jeweiligen Region zu erkennen sind. Das alles entsteht ohne Absprache und nur mit jenem Urinstinkt, auf den jeweiligen Flecken Erde das Richtige zu machen und auch im Keller das eine oder andere aufsehenerregende, auf natürlichen Methoden basierende Experiment zu wagen.