Kühle Wintertemperaturen mit reichlichen Niederschlägen, ein warmes, eher trockenes Frühjahr, ein kühler und feuchter Juni, mit warmen Sommertemperaturen aber vielen Niederschlägen und ein regenreicher Septemberbeginn mit anschließend sommerlichen Temperaturen bis in den Oktober prägten das Weinjahr.
Die Wintermonate waren gegenüber letztes Jahr sehr niederschlagsreich. Besonders im Jänner fiel teilweise die dreifache Menge. Die Temperaturen waren in diesem Zeitraum auch eher kühl. Bei den Reben war somit absolute Winterruhe angesagt.
Anfang April leitete eine trockene Witterung mit schlagartig gestiegenen Temperaturen in der Karwoche den Rebaustrieb ein. Die gut wassergesättigten Böden beschleunigten die Entwicklung. Der Monat April war mit Durchschnittstemperaturen zwischen + 3,5 bis + 4,5 °Celsius gegenüber dem langjährigen Durchschnitt herausragend. Angetrieben durch hohe Temperaturen, die tagsüber beinahe laufend die 20°C Marke überschritten führten zu einem regelmäßigen Austrieb.
Die Rebentwicklung wurde in der ersten Maihälfte durch trockenes warmes Wetter beschleunigt. Ab Monatsmitte fielen größere Niederschlagsmengen. Die anhaltend hohen Temperaturen (im Durchschnitt + 1,5 bis 2,5 ° C) beschleunigten die Entwicklung der Reben nochmals, so dass die Rebblüte rekordverdächtig früh, bereits in den letzten Maitagen einsetzte. Der Beginn der Rebblüte war somit um 2 Wochen früher als in einem Normaljahr.
Die Entwicklung im Juni war von Anfang an durch kühle Temperaturen geprägt. Das genau in der empfindlichen Phase der Rebblüte. Die ab Monatsmitte dazugekommenen großen Regenmengen führten, wie die Weinbauernschaft nach Blühende feststellen musste, zu deutlichen Verrieselungsschäden. Zum Teil standen ganze Rebstöcke ohne Trauben da. Leider ereigneten sich in diesem Zeitraum auch massive Gewitter mit Hagelschlägen, die bei einzelnen Weingärten zu Totalausfällen führten.
Die feuchten Witterungsbedingungen setzten sich bis Mitte Juli fort. Bei überdurchschnittlich hohen Tagestemperaturen entstand leider auch noch hoher Pilzdruck, aber auch eine schnelle weitere Entwicklung in den Rebanlagen. Die Temperaturen lagen in diesem Monat zwischen 0,5 und 1,5° C über dem langjährigen Durchschnitt und bewirkten rasantes Trieb- und Beerenwachstum. Das Stadium des Traubenschlusses wurde Mitte Juli erreicht. Ab diesem Zeitpunkt setzte auch hochsommerliches Wetter ein, welches bis Ende August anhielt. Unterbrochen wurde die Phase der hohen Temperaturen nur kurzfristig durch Gewitterregen, die insbesondere in der Südoststeiermark bis zu 200 % des Normalwertes erreichten.
Die regnerische Zeit bei überdurchschnittlichen Temperaturen hielt bis Mitte September an. Von da an war spätsommerliches, trockenes Wetter vorherrschend. Die Reife der Trauben schritt ab diesem Zeitpunkt rasch voran, so dass ab der 3. Septemberwoche die Lese beginnen konnte die bis zu vier Wochen auf einzelnen Betrieben andauerte.
Das trockene Wetter in der zweiten Septemberhälfte sorgte in den steirischen Weinbergen für deutlich mehr Sonnenstunden und damit für perfekte Reifebedingungen. Trauben für die klassischen steirischen Weine wurden großteils noch im September geerntet. Die Ernte für die Produktion von Lagen- und Rotweinen dauerten bis weit in den Oktober.
Vor dem Hintergrund, dass die sommerlichen Wetterkapriolen, wie schlechtes Blütewetter, aber auch Hagel, die Erntemenge massiv schrumpfen ließen, war der Reifefortschritt wesentlich rascher als gewöhnlich. Die von der Natur bewirkte „Traubenausdünnung“ beeinflusste insbesondere die physiologische Reife der Beeren. Niedrige Einzelstockerträge und viel Sonne bewirkten eine tolle physiologische Reife, die sich in außergewöhnlicher Fruchtigkeit im Glas widerspiegelt. Im Vergleich zu den letzten Jahren zeichnet sich ein von der Menge kleiner aber äußerst feiner Jahrgang ab. Die Ernte der frühreifenden Sorten wie beispielsweise Müller Thurgau waren zum Großteil in der dritten Septemberwoche bereits abgeschlossen.
Die klassisch ausgebauten Weine präsentieren sich heuer fruchtig mit etwas größerer Fülle. Die Säuregehalte sind gegenüber den letzten Jahren moderater und sehr von Harmonie geprägt. Die Klassik Weine 2009 werden durch besonderen Trinkfluss geprägt, sie sind besonders animierend.
Besonders hervorzuheben sind heuer die Burgundersorten wie Weißburgunder, Morillon aber auch Grauburgunder. Feine, weiche, leicht an Nüssen erinnernde Aromen mit viel Extraktsüße und Harmonie im Abgang stehen im Vordergrund. Gerade die Vertreter dieser Sorten werden uns als Speisebegleiter noch viel Freude bereiten.
Die steirischen Aromasorten, wie Sauvignon Blanc und Traminer lassen große Zukunft erahnen. Aufgrund ihrer besonders hohen Reife zeigen sie jetzt schon viel Würze und deuten großes Lagerpotential an.
Der Gelbe Muskateller ist eine besonders sonnenbedürftige Rebsorte. 2009 konnten Muskatellertrauben lange am Rebstock reifen. Besonders aromaintensive Vertreter mit animierender Säurestruktur können daher erwartet werden.
Die Rotweine des Jahrganges 2009 reifen selbstverständlich noch in den Kellern. Erste Proben präsentieren sich füllig mit kräftigem Tanningehalt. Bis die steirischen Rotweine des neuen Jahrganges ausreichend gereift sind, bieten sich die perfekt gereiften Rotweine der letzten Jahrgänge, die perfekte Trinkreife aufweisen, aber noch lange lagerfähig sind, zum genießen an.
Ing. Werner Luttenberger