Was das steirische Weinbaugebiet spannend macht und den Weinen Einzigartigkeit verleiht, ist die Verschiedenartigkeit der Böden. Sie fließen oft ineinander wie Luftströme über dem Meer oder die Muster einer Marmorplatte.
Es gibt im steirischen Weinbau sechs wesentliche Bodenformen. Neben der Art, Zusammensetzung und Festigkeit des Ausgangsgesteins ist die Körnung (bzw. Korngrößenverteilung) des Bodens ein wichtiger Faktor. Die Körnung gibt an, wie fein- oder grobkörnig das Bodensubstrat ist. Das ist entscheidend für die Kapazität des Bodens, Wasser und Temperatur zu speichern und den Nährstofftransport zu gewährleisten. Die Krönung des Bodens hat damit großen Einfluss auf das Wachstum der Reben und den Geschmack des Weines. (Dr. Alois Bernhart, Gerichtssachverständiger für Landwirtschaft, Sachbuchautor und Weinakademiker)
Unterschiedliche Locker- und Festgesteinsgründe aus dem Ostalpin und dem Steirischen Becken. Zudem erloschene Vulkane. Die Weinbaugebiete der Steiermark liegen im Osten und Süden des Landes, wo die Zentralen Ostalpen gegen das Steirische Becken hin abfallen und unter dieses tauchen. Das Steirische Becken geht dann gegen Osten und in südöstlicher Richtung, nach Ungarn hin, seinerseits wieder in das große Pannonische Becken über.
Auf verwitterten kristallinen Schiefern und Gneisen bilden sich meist kalkfreie Böden mit hohem Grobanteil, der die Wärme der Sonne gut konserviert. Der plattig-steinige Grobanteil geht auf das Ausgangsmaterial, die kristallinen Schiefer und Gneise mit ihrer charakteristischen Spaltbarkeit zurück. Sie ergibt sich aus der geregelten, engständigen Lagerung tafelig-blättriger Mineralien.
Schieferböden findet man vor allem in der südsteirischen Gemeinde Kitzeck-Sausal (rötlicher bis bläulich-schwarzer Schiefer mit teils hohem Quarzanteil, dazu feinblättriger Grünschiefer). Vereinzelt aber auch in der Weststeiermark (grauer, plattiger Gneis und Glimmerschiefer) sowie im nördlichen Teil des Vulkanlandes (Gneise und Glimmerschiefer).
Vulkanböden bilden sich einerseits auf abgekühlten, verfestigten und verwitterten Lavaströmen und Schlackenkegel (Basalt) oder auf versteinerten vulkanischen Aschen (Tuffe). Vulkangestein speichert Wärme und Wasser, ist oft feinkörnig und hat meist einen hohen Anteil an Eisen (schwarze und rote Erde). Die Weine der Trauben, die auf Vulkangestein wachsen, haben eine mineralische Ausprägung, einen eher vollmundigen Körper und mächtige Aromen (vor allem Traminer und andere Aromasorten).
Vulkanböden findet man in der Region Vulkanland Steiermark vor allem in der Gemeinde Klöch (eisenhaltiger harter roter Basalt). In anderen Gemeinden, etwa Kapfenstein, findet man poröse Tuffe mit Einsprengseln von mitgerissenen Sedimenten und Olivinbomben aus dem Erdinneren.
Manche Gemeinden der Südsteiermark sind von meist trockenen, kalkigen Böden auf Leithakalk geprägt. Der Leithakalk ist ein Meeressediment, gebildet aus riffbildenden Korallen, Rotalgen, Moostierchen und Foraminiferen (Kammerlinge) mit Fossilresten von Muscheln, Seeigeln und Haifischzähnen. Die Böden sind sandig-schluffig und zeigen vielfach einen hohen Tonanteil.
Opok ist die regionale, landläufige Bezeichnung für einen typisch steirischen Boden: den Mergelboden, aus Kalkmergel entstanden. Man findet die schluffig-tonigen Böden, meist mit mittlerem Kalkgehalt, auf verwitterndem Mergel vorwiegend in der Südsteiermark. Opok ist ein meist feinkörniges, kalkhaltiges Sedimentgestein, ein Mergel, der auch als Schlier bezeichnet wird, von brauner, aber auch grauer oder blauer Farbe, gut verfestigt bis hin zu schiefrigem Aussehen. Lagen von Sanden bzw. Sandsteinen und Kiesen können vorkommen. Es handelt sich um ehemals schlammige Meeresablagerungen, in die Flüsse gröberes Material wie Sande und Kiese einschwemmten. Opok ist ein sehr dichter Untergrund, der schwer zu bearbeiten ist.
Schotterböden sind aus Sedimenten (Flussablagerungen) entstanden. Man findet sie vor allem in der Südsteiermark, wo die Körner mitunter zu hartem Konglomerat verfestigt sind, aber auch im Vulkanland. Die Korngröße der Schotter kann von 2 mm bis zur Größe einer Faust reichen, meist ist auch ein Anteil feinerer, sandiger Körner vorhanden. Schotterböden haben die Fähigkeit, Wärme gut aufzunehmen und zu speichern und sie vor allem abends und nachts an die Reben abzugeben.
Sande, als lockerer Sand oder verfestigt als Sandstein – häufig stark quarzhaltig – sind entstanden aus Fluss- und Meeresablagerungen. Sandböden findet man in einigen Gegenden der Südsteiermark, dem Vulkanland und in der Eibiswalder Umgebung der Weststeiermark. Sande sind Sedimente mit einer Korngröße zwischen 0,063 und 2 Millimeter, sie sind durch Flüsse transportiert und abgelagert, wobei sich bei längeren Transportwegen der harte Quarz gegenüber anderen Mineralen anreichert. Im Laufe der Zeit und überlagert von anderen, jüngeren Gesteinsschichten, kompaktiert lockerer Sand zu festem Sandstein. Die Farbe der Sande und Sandsteine, beige, braun oder rot, wird meist vom Eisengehalt bestimmt.
Verwitterte Festgesteine
Südsteiermark DAC & Weststeiermark DAC
Verwitterte Festgesteine
Vulkanland Steiermark DAC
Fossilreiche Meeresablagerungen und Riffkalke (Leithakalk & Korallenkalk)
Südsteiermark DAC
Kalkmergel (auch steirischer Schlier): Verfestigte, ehemals schlammige, meist kalkhaltige Meeres- und Seeablagerungen
Südsteiermark DAC
Grobkörnige, teils lockere, teils verfestigte Flussablagerungen
Südsteiermark DAC & Vulkanland Steiermark DAC
Lockerer Sand sowie verfestigt als Sandstein, häufig quarzhaltig
Südsteiermark DAC, Vulkanland Steiermark DAC & Weststeiermark DAC