Die vorangegangenen Wintermonate waren von äußerster Niederschlagsarmut gekennzeichnet, sodass die Böden im Frühjahr äußerst trocken waren. Gerade noch rechtzeitig vor dem Start der Vegetation im März erreichten uns die ersten Niederschläge. Die etwas über dem Durchschnitt liegenden Temperaturen in den Monaten März und April förderten den Austrieb um den 15. April. Darauf folgte eine etwas kühlere Phase mit Niederschlägen gegen Ende April.
Der sehr regelmäßige Austrieb und die durchschnittliche Rebentwicklung wurde im Monat Mai durch eine Phase der Trockenheit aber auch der hohen Temperaturen abgelöst. Die Monatsmitteltemperatur wurde insbesondere gegen Ende Mai mit Temperaturen über 30° C erreicht. Die Folge daraus war auch, dass bereits in den ersten Junitagen die Rebblüte einsetzte – für steirische Verhältnisse überdurchschnittlich früh. Während der Blütephase blieben die Temperaturen relativ hoch, aber die Niederschlagshäufigkeit wurde größer und von zahlreichen Gewitterregen uneinheitlich geprägt. Die empfindliche Phase der Rebblüte war großteils stark verregnet, was in einzelnen Anlagen zu Verrieselungsschäden führte. Im Monat Juni fielen im Bereich der Süd- und Weststeiermark bis zu 200 % eines normalen Niederschlages.
Im Sommer perfekte Wachstumsbedingungen für die Reben. Der Monat Juli war bei gewitterbedingt im Steirischen Weinland erhöhten Niederschlagsverhältnissen gut versorgt. Die Temperaturen lagen zwischen 0,5 und 1,5° C wie über dem langjährigen Durchschnitt. Die Folge daraus war nach der Rebblüte ein rasantes Trieb- und Beerenwachstum, sodass Mitte Juli bereits das Stadium des Traubenschlusses erreicht wurde. Die übrige Entwicklung forderte den vollen Einsatz im Weingarten, um bei den anstehenden Laubarbeiten und Ausdünnungsmaßnahmen nicht in Rückstand zu geraten. Die Entwicklung war so rasant, dass bereits in den letzten Julitagen das Stadium des Einfärbens bei der Sorte „Blauer Zweigelt“ erreicht wurde. Der August entsprach vom Temperaturverlauf ziemlich exakt dem Jahresmittel, wobei die gefallenen Niederschläge größer als normal waren. Auf die daraus resultierende durchschnittliche Rebentwicklung folgte Anfang September eine Phase extremer Sommertemperaturen, ehe Mitte September starke Regenfälle und ein Temperaturumschwung eine Phase von Kühle einläuteten. Während dieser Phase konnte nahezu täglich der Reifefortschritt beobachtet werden. Trauben wurden entsprechend reif und durch die doch niedrigen Nachttemperaturen stark im Sortenbouquet geprägt.
Die ab Mitte September trockene Witterung erlaubte nach den ersten Vorlesen ein Zuwarten mit der Haupternte. Auch 2008 konnten die Weinbauern durch die optimale Wahl des Lesetermins die Qualität des Weines gravierend beeinflussen. Die frischen und leichteren Vertreter des Jahrganges wurden dabei meist noch im September gekeltert. Die reifen Lagenweine hingen bis weit in den Oktober gesund am Rebstock und waren bei der Ernte prall mit Fruchtzucker gefüllt.
Die Witterung hat geschmacklich hervorragende Trauben heranreifen lassen. Auch wenn der Sommer nicht alle Rekorde gebrochen hat, war doch ausreichend Wärme, Sonne und Feuchtigkeit für die Rebentwicklung vorhanden. Die Reben konnten ausgewogen gedeihen und früh in die Reifephase eintreten. Die Weinlese startete 2008 um eine Woche später als im Vorjahr, aber auch eine Woche früher als in einem Normaljahr.
Die Ernte der Frühsorten wie beispielsweise Müller Thurgau war zum Großteil in der dritten Septemberwoche bereits abgeschlossen. Besonders intensiv präsentiert sich heuer die Fruchtausprägungen bei dieser Sorte. Sie beginnt mit zartem muskieren und reicht bis zu feinen duftigen Weinen mit oftmals mit exotischen Anklängen.
Die steirischen Hauptsorten, Welschriesling und Schilcher, erfüllen heuer perfekt unsere Erwartungshaltung. Frische Aromen, die beim Welschriesling an grüne Äpfel erinnern und ebenso frische Johannisbeeraromen beim Schilcher stehen im Vordergrund. Die Säurestruktur ist dabei als harmonisch bis knackig zu bezeichnen.
Die Klassisch ausgebauten steirischen Weine wurden in den letzten Tagen in Flaschen gefüllt. Sie sind vielschichtig, würzig pikant und haben teilweise auch eine etwas kräftigere Säurestruktur. Dabei zeigen die Sorten Weißburgunder und Morillon schöne physiologische Reifearomen, ohne wuchtig oder gar üppig zu werden. Sie sind durch den moderateren Alkoholgehalt animierend und bereiten viel Trinkspaß.
Die Sorte Gelber Muskateller benötigt traditionellerweise eine lange Reifeperiode. Da Trauben bis in den Oktober am Rebstock reifen konnten, zeigen sie aromatische, frische Fruchtaromen, mit unvergleichlichen Muskattönen. Es ist als ob man in die frischen vollreifen knackigen Trauben beißen würde.
Früher geerntete Sauvignons sind dominiert durch grünen Pfeffer und Paprika, die hochreifen Gewächse sind wuchtig, füllig und ausgewogen. Sie lassen große Zukunft erahnen. Nicht weniger kräftig geht es bei dem Aushängeschild der Klöcher Weinbauern, dem Traminer zu. Der Duft nach Wildrosen ist heuer ganz besonders in den trocken ausgebauten Vertretern im Vordergrund.
Große Freude werden uns noch die 2008er Rotweine bereiten. Jetzt schon sind sie tiefdunkel in der Farbe und weisen eine äußerst komplexe Aromastruktur auf. Sie sind einfach Rohdiamanten, die noch etwas Zeit zur Reife benötigen. Deshalb auch der Tipp zum Abschluss – genießen Sie jetzt die perfekt gereiften Rotweine des letzten Jahrganges die schon eine perfekte Trinkreife aufweisen, aber noch lange lagerfähig sind.
Ing. Werner Luttenberger