Der Weinjahrgang war auch heuer wieder geprägt durch die besondere und für den Weinanbau günstige Witterungssituation. So meldete die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Regionalstelle Steiermark, dass die Monate April bis September im Durchschnitt um 1 Grad wärmer waren.
Feststellen mussten wir aber das extreme Wettersituationen gehäuft auftraten. So zum Beispiel war der Juni zu Beginn noch sehr kalt. Es bestand Frostgefahr in den Weingärten. Ende des Monats herrschte bereits extreme Hitze. Seit 1859 war kein Juli mehr so heiß. Es gab kaum Regen, dafür aber viel Sonnenschein. Nach dem verregneten und zu kühlen August bescherte uns der September nochmals spätsommerliches, mildes und sehr beständiges Wetter.
Die Niederschlagsmengen fielen in der Vegetationszeit im Durchschnitt annähernd normal aus, allerdings sind nicht alle Weinberge von Hagelunwettern verschont geblieben. Die Sonne meinte es mit unseren Reben sehr gut. Um bis zu 15 % mehr Sonnenstunden konnten verzeichnet werden. Einzig der sonnenarme und verregnete August verhinderte eine noch höhere, positive Abweichung der Sonnenstunden.
Bis März hatte uns der Winter mit letzten Schneefällen versorgt – gleichzeitig aber auch die Bodenwasserspeicher aufgefüllt. Das Wetter zum Zeitpunkt des Austriebs im April lag um etwa 1,5 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel und kann als mild bezeichnet werden. Der Austrieb der Reben begann wie üblich gegen Ende April. Der Mai begann mit durchschnittlichen Temperaturen und viel Sonne. Wer glaubte, dass in kurzer Zeit Sommerwetter folgen würde, wurde eines besseren belehrt. Die zweite Monatshälfte war wechselhaft, die Temperaturen oft niedriger. Häufige Niederschläge auch Gewitter verhinderte, dass die Rebblüte einsetzen konnte. Zum Monatsende kühlte es nochmals kräftig ab und es regnete stark.
Der Juni begann sehr kühl. Dabei waren die Temperaturen so tief, dass fast Spätfrostschäden in den Weingärten drohten. Ab der zweiten Juniwoche gab es verbreitet Hitze und viel Sonne. Gleichzeitig begannen alle Rebsorten fast gleichzeitig zu blühen. Zu dieser Zeit war die Entwicklung der Reben um eine Woche bis 10 Tage gegenüber dem Vorjahr im Rückstand. Durch hohe Temperaturen und optimale Wasserversorgung bevorzugt war die Rebblüte sehr kurz und ohne nennenswerte Verrieselungsschäden. Bereits jetzt war ein Teil des Entwicklungsrückstandes aufgeholt.
Die im Juni einsetzende Hitzeperiode setzte sich im Juli fort. Die ZAMG verzeichnete mit 13 Tropentagen (Höchsttemperatur über 30 Grad Celsius) einen Rekord. Viel Sonne und wenig Niederschlag rundeten den Monat ab. Diese Schönwetterphase hat den Entwicklungsrückstand aus dem Frühjahr mehr als ausgeglichen. Bereits zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung unter den Weinbauern sehr positiv. Die Niederschläge vom Frühjahr konnten den Reben als willkommene Reserve dienen. Daher wurde die rasante Rebentwicklung fortgesetzt. Obwohl der August wettermäßig genau das Gegenteil vom Juli war (viel Regen und wenig Sonne) Schritt aufgrund der doch annähernd normalen Temperaturen die Entwicklung in üblicher Geschwindigkeit voran. Mit gezielten Laubarbeitsmaßnahmen wurden von den Weinbauern jetzt die Weichen für eine qualitativ hochwertige Ernte gestellt. Das Freistellen der Traubenzone, zur besseren Abtrocknung und das Ausdünnen der Trauben wurden konsequent durchgeführt, um die Qualität der Trauben noch zu verbessern.
Nach den Niederschlägen des August war ausreichend Feuchtigkeit in den Böden vorhanden. Zu diesem Zeitpunkt fehlte nur mehr die Sonne zur Reife der Trauben. Die Reife schritt mit rasanter Geschwindigkeit voran. Nur ein verregnetes Wochenende trübte den Sonnenschein im September. In der dritten Septemberwoche wurde mit der Ernte begonnen. Der Oktober, mit hohen Tagestemperaturen und kühlen Nächten, ließ die Trauben besonders typisch steirisch reifen – also mit viel Aroma, toller Fülle und viel Charme.
Die Weine werden heuer gegenüber dem Vorjahr etwas fruchtiger aber auch körperreicher sein.
Klassisch ausgebaute steirische Weine werden gerade für die Abfüllung vorbereitet. Erste Verkostungen zeigen, dass beispielsweise Welschriesling und Schilcher ein tolles Aromaspiel und eine prägnante, lebendige Charakteristik aufweisen. Transparente Aromen, Leichtigkeit und knackig frisches Säurespiel dominieren.
Die Burgundersorten wie Weißburgunder und Morillon bestechen durch feine, weiche Fruchttöne die oft an Quitten, Melonen aber auch Nüsse erinnern können. Sie trumpfen mit eleganter Textur aber auch mit viel Saftigkeit und langem Nachhall auf ohne dabei aufdringlich zu sein. Also perfekte Speisebegleiter.
Der auch gegenüber dem Vorjahr geringfügig höhere Alkoholgehalt macht die Weine kräftiger ohne alkoholisch zu wirken.
Die später geernteten Weine sind intensiv aromatisch und kräftig fruchtig mit viel Lagerpotential. Hier wird sich die wahre Größe des Jahrganges zeigen. Allerdings benötigen diese Weine noch etwas Zeit. Die besten dürfen noch bis in den Spätsommer in den Fässern reifen. Fassproben zeigen aber jetzt schon wuchtige, perfekt ausbalancierte Weine mit gut eingebundener Säure und enormem Abgang.
Ebenso lange am Rebstock konnten aufgrund der besonderen Wettersituation die Sorten Traminer und Muskateller reifen. Die Weine der Sorten brillieren mit viel Ausdruck und reifen Fruchtaromen. Die Rotweine des Jahrganges 2006 reifen selbstverständlich großteils noch in den Kellern. Erste Proben präsentieren sich mit feingliedriger Fruchtstruktur und je nach Ausbauart mittlerem bis kräftigem Tanningehalt. Ein Jahrgang mit Finessenreichtum kann erwartet werden. Allerdings muss auf die Rotweine des Jahrganges 2006 noch etwas gewartet werden.
Ing. Werner Luttenberger