Die Wintermonate bescherten uns eine durchschnittlich starke Schneedecke und ausreichend Feuchtigkeit für den Start in die neue Vegetationsperiode. Das Wetter zum Zeitpunkt des Austriebs im April war, wie in den letzten Jahren üblich, mit einer durchschnittlichen Temperatur von etwa 1°C über dem langjährigen Mittel zwar freundlich, jedoch zeigte sich die Sonne etwas spärlicher. Der Austrieb der Reben begann Ende April – also für die Steiermark absolut im Durchschnitt.
Die leicht erhöhte Gewitterneigung bereits in den Monaten Mai und die um 1°C leicht unterdurchschnittlichen Temperaturen deuteten erstmals auf eine normale Rebentwicklung hin. Im Juni lag die Durchschnittstemperatur zwar in den Hauptanbaugebieten um 0,3 °C über dem Durchschnitt, jedoch nahm die Gewitterneigung noch zu. Die Niederschläge waren um bis zu 60 % gegenüber dem Normalwert erhöht. Mitte Juni setzte die Rebblüte ein. Durch die hohen Niederschläge kam es lagen- und sortenbedingt zu Verrieselungsschäden. Die Hauptblüte war noch im Juni abgeschlossen. Ein „normales“ steirisches Weinjahr kündigte sich an.
Für die Rebentwicklung waren die im Juni gefallenen Niederschläge ausreichend. Die Temperaturen im Juli und August lagen gegenüber dem langjährigen Mittelwert im Durchschnitt bzw. waren um 0,4 °C erhöht. Vor allem der Monat August war mit einer um 1,3 °C erhöhten Durchschnittstemperatur und überdurchschnittlich viel Sonne der eigentliche „Sommer“ des Jahres. Die Reife der Trauben schritt zu diesem Zeitpunkt rasch voran. In den Weingärten wurden in dieser Zeit auch die letzten Weichen für eine qualitativ hochwertige Ernte gesetzt: Die Trauben wurden verstärkt ausgedünnt und die Laubwand luftig gestaltet.
Typisch steirisch präsentierte sich auch das Herbst- bzw. das Erntewetter. War der September etwas kühler, trocken und hatte überdurchschnittlichen Sonnenschein, so zeigte sich der Oktober nach einer Niederschlagsperiode zu Monatsbeginn von der schönsten Seite. Der Spitzenwert der Temperaturen lag im Bereich Radkersburg +2,6 °C über dem Durchschnitt. Die zweite Monatshälfte – die Hauptlesezeit – war geprägt von spätsommerlichen Temperaturen und viel Sonne. Um die optimale Traubenreife zu erzielen, war langes Zuwarten mit der Lese angesagt. Die Rebentwicklung war im Jahr 2004 um etwa 3 Wochen gegenüber dem Ausnahmejahr 2003 verzögert. Daher fand die Hauptlese auch erst in der zweiten Oktoberhälfte statt. Die Trauben waren physiologisch reif und hatten eine besonders ausgeprägte Fruchtigkeit – typisch steirisch also.
Frische, außerordentliche, eigentlich typisch steirische Fruchtigkeit prägen die Wein des Jahrganges 2004. Der gegenüber dem Vorjahr etwas geringere Alkoholgehalt macht die Weine leichter zu trinken. Sie sind heuer von besonders animierender Struktur. Die positive Seite der erhöhten Sommerniederschläge zeigt sich im Bereich der Extrakte, die als Fülle am Gaumen zu erkosten ist. Die intensiven Arbeiten in den Weingärten zeigen sich heuer besonders in der Weinqualität. Nur so konnten physiologisch reife Trauben geerntet werden. Die Weine des letzten Jahrganges sind daher trotz geringeren Alkoholgehaltes mit ausreichend Fülle und Harmonie im Geschmack ausgestattet.
Welschriesling und Schilcher – die besonders regionaltypischen Sortenvertreter – treffen heuer die Erwartungen der Freunde des steirischen Weines so präzise, dass sie als unverkennbar typisch einzustufen sind.
Ein besonders ausgeprägtes und sortentypisches Fruchtspiel zeigen die Bukettsorten wie der Gelbe Muskateller, der Sauvignon blanc mit besonderer Vielschichtigkeit und der Traminer.
Die ersten Vorboten der Burgundersorten, vor allem der Weissburgunder und der Morillon sind vielschichtig und mit großartiger Fülle, auch teilweise mit Cremigkeit ausgestattet – also die perfekten Speisebegleiter.
Die steirischen Rotweine des Jahrganges 2004 reifen noch großteils in den Fässern. Auch hier sind Überraschungen sicher. Saubere Rotweine mit unverkennbar steirischem Charakter, also gut strukturierte Blaue Zweigelt mit unverkennbarer steirischer Frucht und Dichte, können erwartet werden.
Ing. Werner Luttenberger