Die steirische Weinernte fiel zwar etwas geringer aus, als knapp vor der Ernte noch prognostiziert wurde, dafür warten jetzt perfekte Qualitäten auf die Konsumenten.
Mit 241.300 Hektoliter wurde im Vergleich zum Vorjahr eine um sechs Prozent geringere Weinernte erzielt. Im Vergleich zum Fünf-Jahres-Schnitt gab es ein Plus von 27 Prozent. Konkret heißt das, dass in der Steiermark 2018 mengenmäßig die drittgrößte Ernte gekeltert werden konnte. Österreichweit wurden im Jahr 2018 laut Statistik Austria 2,75 Millionen Hektoliter Wein produziert. Die Erntemenge lag damit elf Prozent über der des Vorjahres und 24 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.
Wie immer werden Wachstum und Entwicklung der Rebstöcke vom vorherrschenden Klima, das durch seine Veränderungen die Weinbauern laufend vor vielfältige neue Aufgaben stellt, geprägt. So auch 2018, denn der Jänner war der drittwärmste der letzten 251 aufgezeichneten Jahre. Auf den milden Jänner folgte ein sehr trüber, feuchter und kalter Februar. Der März war überhaupt einer der kältesten in den letzten Jahren, weshalb der Austrieb mit Mitte April etwas verzögert war, dafür aber Spätfrost keinen Schaden anrichtete. Das Durchtreiben der Reben erfolgte rasch und gleichmäßig.
Hohe Niederschläge im Mai (75 Prozent mehr als im Durchschnitt) und milde Temperaturen förderten das Wachstum in den Weingärten enorm sodass bereits Ende Mai, so früh wie selten, (Blütebeginn bei Morillon und Zweigelt am 20.05.2018!) in den steirischen Weingärten die Rebblüte einsetzte. Verrieselungsschäden wurden in einigen Weingärten, vor allem in starkwüchsigen Junganlagen, festgestellt. Ebenso mussten ortsabhängig Ertragsausfälle durch Pilzinfektionen wegen des vorherrschenden subtropischen Klimas hingenommen werden. In den meisten Weingärten wurde aber ein hervorragender Verlauf der Rebblüte beobachtet, was zu einem guten Traubenansatz führte.
Die Sommermonate gestalteten sich anfangs eher feucht und schwül. Die notwendigen Pflanzenschutz- und Pflegemaßnahmen waren aufgrund der wechselhaften Witterung teilweise sehr schwierig durchzuführen. Einige Weingärten hatten mit starken Infektionen von Pilzkrankheiten, vorwiegend Peronospora, zu kämpfen. Hitzewellen wie in 2017 blieben vorerst aus, erst im August stiegen die Temperaturen auf bis zu 35°C. Die Entwicklung der Trauben schritt weiter zügig voran und so begann man in der letzten Augustwoche, so früh wie noch nie, mit der Ernte der Trauben.
Generell betrachtet zeigen die 2018er Weine eine hohe Reife, ohne vom Alkohol überladen zu sein.
Die Mostgewichte bewegten sich etwa im gleichen Bereich wie 2017 oder lagen sogar ein wenig darüber, auch sonst fielen gewisse Parallelen zum Vorjahr oder auch zum ähnlich gearteten Jahrgang 2015 auf. Die Säurewerte liegen grundsätzlich etwas unter den Weinen des letzten Jahrganges, wobei das ausgewogene Verhältnis von Äpfel- zu Weinsäure heuer besonders reife Weine erwarten lässt.
Einzigartig, besonders harmonisch, mit Aromen nach reifen Äpfeln in Kombination mit einem tollen Trinkfluss und ungeahnter Eleganz präsentieren sich die steirischen Welschrieslinge.
Sehr charakteristisch sind auch die Bukettsorten wie Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller geraten. Diese sind 2018 aufgrund der reichlichen Niederschläge im Sommer etwas leichter als im Vorjahr ausgefallen. Besonders die Sauvignons zeigen heuer reifere, eher exotischere Aromen, oftmals von gelbschaligen Früchten.
Die Weine der Burgundergruppe sind ebenfalls sehr gut gelungen und weisen viel Schmelz und Harmonie auf.
Ing. Werner Luttenberger