Die Steiermark hat sich mit ihren Sauvignon blancs von Weltrang einen festen Platz auf der globalen Weinkarte erobert. Doch was genau bedeutet das in Bezug auf die verschiedenen Weinstile und Aromen? Spoiler – erwarten Sie das Unerwartete.
Eine Region mit einer so großen Bandbreite an verschiedenen Weinbauflächen – und allem, was dies in Bezug auf Neigung, Exposition, Bodentypen und Klima mit sich zieht – bringt zwangsläufig Weine hervor, die große stylistische Bandbreite aufweisen. Während manche Verbraucher den Sauvignon als geradlinig oder vorhersagbar ansehen, könnte nichts weiter von der Wahrheit in dieser Ecke des südöstlichen Österreichs entfernt sein.
Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. In den rund 900 Hektar Sauvignon-Weinbergen der Steiermark variieren die Bodentypen beträchtlich, ebenso wie die Witterungsbedingungen, die Ausrichtung und die Neigung, wobei sich einige Rebstöcke an Steigungen von bis zu 80 oder 90 % festsetzen. Diese steilen Hänge vereinen mediterrane und alpine Einflüsse und unterliegen starken Tagesschwankungen, die eine lange Hängezeit der Früchte begünstigen, was wiederum die Aromen fördert. Die Winzer nutzen das natürliche Potenzial ihrer Weinberge und versuchen, die Ausdruckskraft der Lagen in ihren Weinen zu fördern, und der Sauvignon ist für seine Fähigkeit bekannt, sein Terroir widerzuspiegeln. Er wird oft als “Chamäleon” bezeichnet, so leicht kann er sich an bestimmte Lagen und Weinbereitungstechniken anpassen. Hier kommt die Struktur der steirischen Weinwirtschaft ins Spiel – die oft kleinen, familiengeführten Betriebe bieten eine unendliche Vielfalt in der Wahl der Weinbereitungsmethoden, und ihre genaue Kenntnis der Rebflächen ermöglicht es ihnen, diese Wahl auf bestimmte Bereiche abzustimmen. Die Entscheidung für Edelstahl oder Holz, große oder kleine Barriques, malolaktische Gärung oder nicht, Maischekontakt, Lagern auf der Feinhefe und Verwendung einheimischer Hefen – all das prägt die Weine.
Doch wie kann der Konsument bei einer derartigen Vielfalt an stilistischen Möglichkeiten die Weine identifizieren, die am besten zu seinem Gaumen passen? Eine Möglichkeit des Zugangs zum steirischen Sauvignon ist vielleicht das DAC-System. Bei den Weinen mit der Bezeichnung “Gebietsweine” verwenden die Erzeuger in der Regel Edelstahltanks, wodurch die primären Fruchtaromen von Stachelbeere, Paprika, Grapefruit, schwarzer Johannisbeere und tropischen Früchten zusammen mit grasigen Elementen und Noten von Brennnesseln erhalten bleiben. Eine Stufe höher, auf der Ebene der Ortsweine, können neben den Edelstahltanks auch große Holzfässer oder gelegentlich die malolaktische Gärung zum Einsatz kommen. Hier können die Aromen von pflanzlichen Noten bis hin zu Stachelbeeren, gelben Tropenfrüchten wie Ananas, Mango, Passionsfrucht und Grapefruit reichen, gepaart mit mediterranen Kräutern und Gewürzen.
Und auf der höchsten Stufe, den DAC-Riedenweinen oder Lagenweinen, finden sich Aromen von Zedernholz, Oliven, Pfirsichen, würzigen Kräutern und tropischen Früchten, die sich mit strukturgebenden Tanninen oder salzigen Nuancen verbinden. An diesem Ende des Spektrums sind die Terroir-Charaktere angesichts der kleinen Weinbergsflächen tendenziell stärker ausgeprägt. Die Weine zeichnen sich durch ihre Abstammung, ihr Volumen, ihre Dichte, ihre Komplexität und ihre Mineralität aus, wobei die würzige Säure und der reiche Alkohol in einem gelungenen Gleichgewicht stehen. Einige Erzeuger entscheiden sich für eine malolaktische Gärung, die den Säuregehalt abfedert und den Weinen eine größere Rundheit verleiht, die zudem eine gute Lagerfähigkeit und eine sich mit der Zeit entwickelnde Aromatik aufweisen. Tatsächlich ist die Langlebigkeit des steirischen Sauvignons eines der Merkmale, die ihn von vielen anderen Rebsorten auf der Welt unterscheiden.
Ein weiterer Aspekt ist die Wahl der Weinstile – diese reichen von staubtrocken bis hin zu edelsüß, wobei unter anderem Noten von Pfirsich, Marille, Stachelbeerkonfitüre oder Nuancen von grünem Tee durchscheinen können. Die Lage der Steiermark mit ihrer Höhenlage und den kühlen Temperaturen gleicht den hohen Restzuckergehalt in den süßen Weinerzeugnissen, die z. B. als Beerenauslese oder Trockenbeerenauslese bezeichnet werden, durch eine lebendige Säure und einen lebendigen Abgang aus, was die Schmackhaftigkeit der Weine erhöht.
Die Summe all dieser einzigartigen Eigenschaften ergibt eine facettenreiche Palette von Weinen, die von den Juroren der Sauvignon Selection by CMB (ehemals Concours Mondial du Sauvignon) schnell erkannt wurden. Im Jahr 2023 wurde von den 354 eingereichten steirischen Sauvignons fast die Hälfte (42%) mit einer Medaille ausgezeichnet. Am meisten beeindruckten die Juroren die große Frische, Säure und Ausgewogenheit der Weine, aber auch ihre Fülle, Rundheit und Geschmeidigkeit am Gaumen sowie ihre Eleganz. Als Zeichen dafür, dass sich die steirischen Abfüllungen von den klassischen Stilen der Rebsorte in anderen Klimazonen unterscheiden können, wiesen die Juroren auch auf die Länge der Weine und die Qualität des Abgangs hin.
So wie andere Sauvignon-Anbaugebiete auf der ganzen Welt nach Wegen suchen, das Aromenspektrum der Rebsorte zu erweitern, beweist auch die Steiermark, dass die einst als einfach und früh trinkbar geltende, eindimensionale Rebsorte tatsächlich mehrere Persönlichkeiten hat.