27.02.2025 //

Tasting: Steirische Schaumweine im Internationalen Vergleich


Im herausfordernden Umfeld eines schrumpfenden Weinmarktes bleibt Schaumwein eine der wenigen Kategorien, die ihren Marktanteil weitgehend stabil halten können. Besonders Prosecco konnte in den vergangenen Jahren deutlich zulegen. Obwohl die Champagne aktuell vor Herausforderungen steht, erfreut sich Schaumwein insgesamt großer Beliebtheit und ist weiterhin sehr gefragt.

In Österreich erhielt die Sektproduktion durch die Einführung der Pyramide Sekt Austria im Jahr 2015 einen bedeutenden Impuls, der sich deutlich in der Qualitätssteigerung widerspiegelt. Österreichischer Sekt hat inzwischen ein erstaunlich hohes Niveau erreicht, und insbesondere die Steiermark in den letzten Jahren enorm zugelegt hat.

Welches Standing der steirische Sekt im Vergleich mit den international führenden Regionen hat, versuchte man in dieser Verkostung des Steirischen Sommeliervereins in Zusammenarbeit mit der Wein Steiermark zu ergründen.

In 6 Flights zu je drei Weinen wurden 12 steirische Sekte, 6 internationalen Schaumweinen gegenübergestellt. Die Verkostung war verdeckt und die Teilnehmer erhielten ein Bewertungsblatt, in dem sie die Weine pro Flight nach Beliebtheit reihen mussten. Weiters galt es den internationalen Schaumwein herauszufinden. Schlussendlich wurden 18 vollständig ausgefüllte Bewertungsblätter ausgewertet.

Auswertung: Für den 1. Platz wurde 1 Punkt vergeben, für den 2. Platz 2 Punkte und für den 3. Platz 3 Punkte. Diese Punkte wurden addiert und ergeben den Endstand. Je weniger Punkte, desto besser die Platzierung. Nach der Gesamtpunktezahl findet man die Anzahl der 1. , 2. oder 3. Plätze. Weiters wurde auch die Frage gestellt, welcher der Weine (pro Flight jeweils 1 Wein) nicht aus der Steiermark kommt. Dieser wurde in der Auswertung mit international bezeichnet. Die Zahl nach dem Wort international zeigt an, wie oft der Wein als der internationale genannt wurde!

 

Flight 1 – Sekt Austria

 

  1. Weingut Felberjörgl – Sekt Austria Brut Steiermark g.U.

St. Andrä-Höch 47, Österreich, 12%, € 15,50

29 Punkte: 10×1 Platz, 5×2 Platz, 3×3 Platz.

International: 7

 

  1. Villa Sandi – Valdobbiadene Superiore di Cartizze DOCG La Rivetta 2023

Crocetta del Montello, Italien, 11,5%, € 39,-

36 Punkte: 4×1, 9×2, 4×3.

International: 9

 

  1. Weingut Paschek – Sekt Austria Brut Steiermark g.U. Sauvignon Blanc

Arnfels, Österreich, 12%, € 17,50

43 Punkte: 4×1, 3×2, 11×3.

International: 2

 

In ersten Flight kamen zwei Sekte aus der Sekt Austria Kategorie sowie ein Cartizze von Villa Sandi zur Verkostung. Die Lage Cartizze gilt mit ihren 106,7 ha als die beste im gesamten Proseccogebiet. Das interessante dabei ist, dass Weine aus dieser DOCG das Wort Prosecco nicht am Etikett tragen!

Der Weißburgunder von Felberjörgl und der Cartizze von Villa Sandi lagen stilistisch recht nah beieinander und verfügten auch über einen sehr ähnlich Restzuckergehalt (Felberjörgl 11,7 g/l, Villa Sandi 12 g/l) der die Weine aber ungemein harmonisch machte. Vom Weingut Paschek kam ein präziser, fruchtbetonter Sauvignon Blanc Sekt, der die Steiermark wunderbar präsentierte.

 

Flight 2 – Sekt Austria Reserve

 

  1. Nyetimber – Classic Cuvée Brut

West Chiltington, England, 12%, € 44,50

33 Punkte: 9×1, 3×2, 6×3.

International: 9

 

  1. Landesweingut Silberberg – Sekt Austria Reserve Brut Steiermark g.U.

Leibnitz, Österreich, 12%, € 19,50

35 Punkte: 6×1, 7×2, 5×3.

International: 3

 

  1. Weingut Gollenz – Der Gollenz Extra Brut 2019

Tieschen, Österreich, 12,5%, € 28,-

40 Punkte: 3×1, 8×2, 7×3.

International: 6

 

Den zweiten Flight hat der Vertreter aus England recht knapp für sich entschieden. Die Weine lagen recht knapp beieinander, wobei der Classic Cuvée von Nyetimber vor allem mit seiner vom Kreideboden stammenden Eleganz punkten konnte.

Die beiden Steirer, Silberberg und Gollenz, zeigten sich recht straff und leicht rauchig-reduktiv, wobei der Silberberger durch seinen höheren Grad an Frische, dann doch bei den Verkostern besser ankam.

 

Flight 3 – Sekt Austria Reserve/Große Reserve

 

  1. Ca’ del Bosco – Franciacorta DOCG Prestige Edizione 46 Extra Brut

Erbusco, Italien,12,8%, € 38,-

33 Punkte: 6×1, 9×2, 3×3.

International: 2

 

  1. Weingut Wohlmuth – Sekt Austria Große Reserve Brut Nature Steiermark g.U.

Kitzeck-Sausal, Österreich, 12%, € 25,-

37 Punkte: 5×1, 7×2, 6×3.

International: 4

 

  1. Weingut Krispel – Sekt Austria Reserve Brut Steiermark g.U.

Straden, Österreich, 12,5%, € 21,-

38 Punkte: 7×1, 2×2, 9×3.

International: 12

 

Der etwas oxidativer ausgebaute Sekt vom Weingut Krispel wurde von der überwiegenden Mehrheit als der internationale Vertreter gesehen, belegte aber knapp hinter dem straffen und eleganten Brut Nature von Wohlmuth, mit nur einem Punkt Rückstand, den dritten Platz. Durchsetzten konnte sich hier der gelbfruchtig-cremige Franciacorta von Ca’ del Bosco.

 

Flight 4 – Sekt Austria Große Reserve

 

  1. Robert Moncuit – Champagne AOP Grand Cru Les Grands Blancs Extra Brut

Le Mesnil-sur-Oger, Frankreich, 12,5%, € 50,-

30 Punkte: 10×1, 4×2, 4×3.

International: 16

 

  1. Weingut Regele – Sekt Austria Große Reserve Brut Chardonnay 2017 Steiermark g.U. Sulztaler Sulz Blanc de Blancs

Ehrenhausen, Österreich, 12,5 %, € 26,70

39 Punkte: 6×1, 3×2, 9×3.

International: 2

 

  1. Weingut Langmann – Sekt Austria Große Reserve Brut Nature 2017 Steiermark g.U. Stainz Ried Langegg

St. Stefan ob Stainz, Österreich, 11,5%, € 38,-

39 Punkte: 2×1, 11×2, 5×3.

International: 0

 

Der vierte Flight wurde doch recht klar vom Blanc de Blancs von Robert Moncuit bestimmt, den auch 16 der 18 Teilnehmer als Champagner identifizierten. Den zweiten Platz teilten sich der komplex-intensive Sekt vom Weingut Regele und der äußerst straffe und präzise Vertreter aus der Weststeiermark vom Weingut Langmann

 

Flight 5 – Sekt Austria Große Reserve

 

  1. Pol Roger – Champagne AOP Vintage Brut 2016

Epernay, Frankreich,12,5%, € 80,-

24 Punkte: 13×1, 4×2, 1×3.

International: 3

 

  1. Weingut Tement – Österreichischer Sekt Große Reserve Brut Nature v14 Steiermark g.U. Ehrenhausen Blanc de Blancs

Ehrenhausen, Österreich, 12%, € 50,-

41 Punkte: 3×1, 7×2, 8×3.

International: 1

 

  1. Weingut Gross – Sekt Austria Große Reserve Brut Nature 2014 Steiermark g.U. Ehrenhausen Blanc de Blancs

Ehrenhausen, Österreich, 11,5%, € 41,-

43 Punkte: 2×1, 7×2, 9×3.

International: 14

 

Der fünfte Flight des Abends, mit den am längsten gereiften Schaumweinen, entschied der Vintage 2016 von Pol Roger doch recht eindeutig für sich. Äußerst interessant war hier aber, dass nicht weniger als 14 der 18 Teilnehmer den Sekt vom Weingut Gross als Champagner identifizierten!

 

Flight 6 – Rosé

 

  1. Weingut Erich Polz Jun. – Sekt Austria Große Reserve Naturherb 2017 Steiermark g.U. Ehrenhausen

Strass, Österreich, 11,5%, € 54,-

31 Punkte: 10×1,3×2, 5×3.

International: 3

 

  1. Weingut Potzinger – Österreichischer Sekt Brut Rosé

Gabersdorf, Österreich, 12%, € 21,-

34 Punkte: 6×1, 8×2, 4×3.

International: 3

 

  1. Legras & Haas – Champagne AOP Intuition Brut Rosé N.V.

Chouilly, Frankreich,12,5%, € 45,-

43 Punkte: 2×1, 7×2, 9×3.

International: 12

 

Den Rosé-Flight entschied das Weingut Erich Polz für sich. Die feingliedrige, straffe und präzise Große Reserve, konnte sich doch recht knapp vor dem vielschichtigen und harmonischen Brut Rosé vom Weingut Potzinger den ersten Platz in diesem Flight sichern. Beide steirischen Sekte platzierten sich aber deutlich vor dem Rosé von Legras & Haas, der von den Teilnehmern aber doch recht eindeutig als Champagner identifiziert wurde.

 

Zusammengefasst sei anzumerken, dass diese Verkostung und deren anschließende Analyse nicht streng wissenschaftlich zu sehen ist und auch nicht so beabsichtigt war. Das Ergebnis gibt aber doch einigen Aufschluss über den derzeitigen Stand des steirischen Sektes.

 

Anzumerken ist auch, dass die Frage nach den internationalen Vertretern insgesamt 51 mal richtig, aber 57 mal falsch beantwortet wurde. Dies kann auch als Beweis dafür angeführt werden, dass die Steiermark den Anschluss an den internationalen Schaumwein bereits geschafft hat.

Text & Bilder: Helmut Gramer, Weinakademiker, Steirischer Sommelierverein