Neuer Steirischer Weinbaupräsident
Potzinger folgt Dreisiebner
Ausgangspunkt bei der Wahl waren Überlegungen, die Obmann-Funktionen der Wein Steiermark und des steirischen Weinbauverbandes in eine Hand zu geben. Für dieses Konzept stand Stefan Potzinger, aktueller Obmann der Wein Steiermark. Im Vorfeld der Delegiertenversammlung entschied sich der Vorstand des steirischen Weinbauverbandes in diese Richtung zu gehen. Bei der Delegiertenversammlung am 29. Juli fielen 48 Stimmen auf Potzinger und 27 auf den bisherigen Amtsinhaber Johann Dreisiebner. Damit gibt es in der Steiermark, ähnlich wie im Burgenland und in Niederösterreich, eine Doppelfunktion an der Spitze des Weinbauverbands.
Als Obmann des Vereins Wein Steiermark (450 Winzer als Mitglieder) ist Potzinger bereits seit 2015 mit dem steirischen Weinbaudirektor Werner Luttenberger als Geschäftsführer und einem kleinen Team aktiv. Für seine zukünftige neue Funktion definiert der neue Obmann vor allem die Themenbereiche Riedenklassifizierung und Vergabe von Pflanzrechten.
Der neue Vorstand des Weinbauvereins Steiermark setzt sich nun zusammen aus:
Obmann (Präsident): Stefan Potzinger
Geschäftsführer: Weinbaudirektor Werner Luttenberger
Stellvertreter: Stefan Langmann (Weststeiermark), Franz Kapper (Vulkanland), Stefan Schauer (Südsteiermark)
Kassier: Stefan Krispel (Vulkanland)
Kassier Stv.: Michael Strohmaier (Weststeiermark)
Schriftführer: Roland Sternat (Südsteiermark)
Schriftführer Stv.: Rafael Maurer (Vulkanland)
Den Mitgliedern des Weinbauverbandes präsentierte sich der neue Obmann in einer Aussendung wie folgt (gekürzte Darstellung):
Liebe Mitglieder des Weinbau Verbandes Steiermark, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
nachdem ich im Juni 2015 die „neue Wein Steiermark“ als Obmann übernommen habe, möchte ich nun mit meinem durch verschiedene Aufgaben rund um den Steirischen Wein schon etablierten Team auch die Zukunft des Steirischen Weinbauverbandes in die Hand nehmen. Eine neue Herausforderung und Aufgabe für mich, die ich gerne, und im Wissen über die damit verbundene große Verantwortung für den Steirischen Wein übernehme.
Einige der wichtigsten Eckpunkte, die ich und mein Team für die Zukunft erreichen wollen, sind:
- Wir werden als Team arbeiten: sehr viel Kompetenz wird auch bei meinem Geschäftsführer, den Vizepräsidenten und beim Vorstand liegen.
- Ich (und mein Team) stehe absolut für eine gesetzliche Riedenklassifizierung für die Steiermark! Die Arbeiten dazu werden auf der bisher geleisteten Arbeit des Arbeitskreises aufbauen.
- Regelung der zukünftigen Vergabe von Pflanzrechten: Ein ganz wichtiges Thema bei dem wir die Qualität der Lage im Vordergrund sehen. Wir müssen hier eine zukunftsweisende, intelligente und qualitätsfördernde Regelung finden, welche zu mehr Weinqualität und Erfolg für die Steirischen Winzer führt und das Kultur- und Landschaftsbild unserer Region positiv prägt. Ein wichtiger Punkt, welcher auch in diesen Themenkreis gehört, ist im Weiteren eine überarbeitete Regelung für eine zukünftige Weitergabe von Pflanzrechten innerhalb der Steirischen Winzerschaft.
- Ich stand und stehe für ein gutes, freundliches und ehrliches Miteinander. Wir müssen zusammenhalten und nicht gegeneinander sondern miteinander arbeiten. Alle außerhalb werden sich nur die Hände reiben, wenn es bei uns innerhalb der Weinbauernschaft Streit gibt. Das gilt es zu verhindern, ich werde daher versuchen verbindend und einend zu wirken.
- Ich bin gegen jede Art von negative/bad campaining. Jeder soll in Ruhe arbeiten können, wie er möchte: egal ob konventionell, nachhaltig, bio oder demeter. Bei Kollegen/Personen, die anders Denkende, welche sich an alle Gesetze und Regeln halten, öffentlich schlecht machen, werde ich mich telefonisch melden, um diese Dinge zu besprechen und einzubremsen.
- Ich stehe für alle Steirischen Winzer gleichermaßen, egal aus welchem Gebiet, egal welche Bewirtschaftungsform, egal ob groß oder klein, bekannt oder weniger bekannt.
In diesem Sinne freue ich mich auf meine neue Aufgabe und bin sehr zuversichtlich auch als Obmann des Landesweinbauverbandes zusammen mit meinem Team einen gute Arbeit für den Steirischen Wein zu leisten. Fürs Erste wünsche ich Uns/Euch allen eine gute Ernte 2021!
Stefan Potzinger
Hans Dreisiebner – Danke für 26 Jahre Präsidentschaft!
Hans Dreisiebner wurde 1954 als jüngstes von 11 Kindern geboren und war bereits mit 16 Jahren in der Öffentlichkeit als Obmann der Landjugend Gamlitz sehr aktiv. Nach dem Besuch der Volks-, Haupt- und Berufsschule absolvierte er die Fachschule Silberberg. Hans ist vielen von uns seit seiner Jugend als positiv kritisch denkende Persönlichkeit bekannt.
Dies bildete dann im Jahr 1977 die Grundlage für die Entstehung des Vereins „Schutzring für Wein aus Steirischen Trauben“, dessen Obmann er zwölf Jahre lang war. Im Jahr 1991, während die Vorbereitungen auf Österreichs EU-Beitritt voll im Gang waren, wurde er Landeskammerrat und übte diese Funktion zehn Jahre lang aus.
Am 10. Jänner 1995 erfolgte die Wahl zum Obmann des Weinbauverbandes. Sein Ziel, zeitgerechte und zukunftsorientierte Weinbaupolitik zu betreiben, indem er unter anderem die steirische Weinwerbung und das Thema „Wein und Tourismus“ in den Vordergrund rücken wollte, wurde von ihm immer mit entsprechender Konsequenz umgesetzt.
Themen, die heute selbstverständlich sind, wie die komplette Anpassung des Weingesetzes an das EU-Reglement, mussten verhandelt werden. Darunter befanden sich auch nicht immer einfach zu erklärende Regelungen, wie die Umsetzung des Auspflanzverbotes gem. der EU-Richtlinien. Wichtig war und ist es auch heute immer einen Zugang mit Maß zu erreichen und auch rechtlich umzusetzen. Dazu hat es mehrerer Novellen des Landesweinbaugesetzes und einiger dazugehöriger Verordnungen des Landes Steiermark bedurft.
Viele Besprechungen auf Wiener Ebene aber auch im Weinbauverband führten zur Einführung der ÖPUL-Prämien, insbesondere seien hier der Erosionsschutz und die Prämie für die kontrollierte integrierte Produktion im Weinbau genannt. Danach mussten Umstrukturierungs- und Investitionsförderungen in die Wege geleitet werden.
Auch das Buschenschankgesetz war ein wichtiges Dauerthema. Es gelang aber Anfang der 2000er Jahre ein modernes Gesetz vom Steiermärkischen Landtag beschlossen zu bekommen, wodurch sich einerseits der Buschenschank klar von der Gastronomie abgrenzen und andererseits eine zeitgemäße Jausen- und Getränkepalette angeboten werden konnte. Die Folge daraus war der Zertifizierungs- und Markenbildungsprozess, der zur Angebotsgruppe „Ausgezeichneter Buschenschank“ führte.
Dass Hans dabei immer den Wein und den Tourismus im Blickfeld hatte, war selbstverständlich. Die öfters aufkeimende Diskussion, was früher oder wichtiger sei – der Wein oder der Tourismus – wurde mit seinen Projektideen wie Winzerzimmer, Weinstraßen, … in positive Bahnen gelenkt.
Ein sehr langdiskutiertes Thema war auch die Gründung des Regionalen Weinkomitees in der Steiermark, welchem er bis heute als Obmann vorsteht. Zwar wurde dem Komitee bei der Gründung wenig Bedeutung zugesprochen, doch hatte es schlussendlich bei der Diskussion um die Herkunftsweine mit dem DAC-Status entscheidende Bedeutung. Dabei war es Hans Dreisiebner immer ein Anliegen mit möglichst vielen Weinbauern über die anstehenden Themen zu diskutieren. So auch aktuell beim Thema Rieden Klassifizierung.
Ein Meilenstein war auch die vom Bundesrechnungshof eingeforderte Umstrukturierung des Steirischen Weinmarketings, mit dem Ziel der Gründung der Wein Steiermark als gemeinsame Marketinginstitution im Jahr 2015. Die umfangreichen Vorarbeiten, Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen aus Niederösterreich und dem Burgenland haben schlussendlich zu einer Struktur geführt, die Vorbildwirkung hat.
Meine kleine Auflistung von Themen rund um das Wirken von Hans ist höchst unvollständig und kann nur auf bestimmte Aktivitäten aufmerksam machen. Eine vollständige Auflistung würde Bücher füllen.
Im Namen der steirischen Weinbauern und in meinem Namen wünsche ich dir für die Zukunft alles Gute, aber vor allem viel Gesundheit und bedanke mich für die langjährige, außerordentlich gute Zusammenarbeit.
Ing. Werner Luttenberger