Schon 2000
Jahre Weinbau
Weinbau in der Steiermark hat, wie in ganz Europa, seinen Ursprung im Imperium der Römer. Sie kultivierten den Weinbau, wo es Böden und Klima zuließen. Sie pflanzten Wein, brannten Amphoren und banden Fässer. Vor den Römern waren die Kelten in der Steiermark. Sie tranken „wilden“ Wein. Doch es gab auch „finstere“ Jahrhunderte, wo es um den Weinbau in der Steiermark schlecht bestellt war.
Dem Untergang des Römischen Reichs fielen viele agrarische Techniken zum Opfer. Sie wurden nämlich einfach vergessen. So auch der Weinbau, der erst um 800 von Karl dem Großen und der Kirche wiederbelebt wurde. Die Kirche und ihre Klöster waren es dann, die den Weinbau in all ihren Einflussgebieten wieder auf eine beachtliche Größe ausdehnten. Die Kleine Eiszeit, die Pest und andere Seuchen sowie die begleitende lange Kriegsepoche setzten der noch jungen und populären Weinkultur auch in der Steiermark ein jähes Ende.
1784
Die Steiermark war die erste große Weißweinregion Europas.
Der wirtschaftliche Aufschwung unter Maria Theresia und Josef II., der um 1770 richtig zu greifen begann, ließ auch den Weinbau der Steiermark wieder auferstehen. Josef II. war es zudem, der 1784 das Buschenschank-Patent installierte und so den hunderten Kleinwinzern, die den Weinbau im Nebenerwerb betrieben, die Möglichkeit gab, Geld dazuzuverdienen, indem sie den eigenen Wein in einer kleinen Gastwirtschaft am eigenen Hof ausschenken durften – eine wirtschaftlich sinnvolle Maßnahme, die auch das Zusammenleben in den Orten und Gemeinden förderte.
Von einer freien Winzerschaft wie heutzutage konnte damals jedoch noch keine Rede sein, jener wurde erst mit der Säkularisierung im 19ten Jahrhundert die Basis gelegt. Aus diesem alten Buschenschank-Patent hat sich ein einzigartiges österreichisches Kulturgut entwickelt.
1854
Erzherzog Johann liebte Land und Leute.
Und sie liebten ihn.
Erzherzog Johann, alias Johann von Österreich, ein halber Spanier, kam in den Wirren der napoleonischen Jahre in die Steiermark. Er liebte Land und Leute. Des Erzherzogs Motto war “Leben und leben lassen”. Wien war nicht seine Stadt, so bekam Graz, im Herzen der Steiermark, seine besondere Rolle, die es bis heute in Österreich innehat.
Johann beschäftigte sich mit vielen Dingen sehr genau. Dem steirischen Weinbau – damals mit rund 35.000 Hektar (die Steiermark umfasste zu der Zeit auch große Teile Sloweniens) ein großer und wichtiger Wirtschaftsfaktor der Region – schenkte er ein Landgut zum Ausprobieren. Hier bauten 1854 seine Agrarier 425 verschiedene Rebsorten an, um zu sehen, welche Ergebnisse die Traubensäfte erzielen können.
Die meisten Sorten gerieten schnell in Vergessenheit, der Sauvignon Blanc und der Morillon, der steirische Chardonnay, aber blieben im Lande.
Dafür verabschiedete man sich Jahr für Jahr von mehr und mehr Rebflächen anderer Rebsorten. Der steirische Weißweinanbau dieser Blütejahre, die leider auch von der Reblaus-Katastrophe partiell unterbrochen wurde, war so bedeutend wie jener des preußischen Rheingaus und der Mosel. Außerdem war die Anbauregion Steiermark in Menge und Qualität führend in Europa und der Welt – eine Rolle, die sie heute wieder einnimmt.
1918
Ihre alte Weinbauflächen-Ausdehnung erreichte die Steiermark nach der Reblaus nicht mehr zur Gänze; noch dazu verlor sie nach der Zerschlagung der Habsburg-Monarchie von 1918 mehr als 30.000 Hektar Rebflächen an das Bundesland Slowenien des neu gegründeten jugoslawischen Königreichs.
In den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts gelang es dem steirischen Wein jedoch, überregionale Bedeutung zu erlangen und von sich reden zu machen. Das geschieht auch auf Grundlage des schon 1977 gegründeten Schutzrings für Wein aus steirischen Trauben, der zu Beginn sichergestellt hat, dass steirische Winzer nur Wein aus ausschließlich steirischen Trauben verarbeiten. Diese Regelung wird heute durch das Österreichische Weingesetz übernommen. Was heute selbstverständlich klingt, war damals europaweit eine Seltenheit.
21. Jh.