Steirische Weine sind sehr oft Bergweine. Jetzt werden sich manche Leserin und mancher Leser sicher fragen, ob denn an den steilen Felsklippen der Alpen Rebstöcke wachsen. Denn genau dort ragen ja richtig hohe Berge in den Himmel. Doch der Begriff „Berg“ gilt in der Landwirtschaft, im Weinbau, auch bei Hügeln. Und zwar dann, wenn die Weingärten eine Hangneigung von mehr als 26 Prozent haben und der Bauer, in diesem Fall der Winzer, gezwungen ist, wie ein Bergbauer zu arbeiten.
Das Schneiden der Reben im Winter.
Das Pflanzen der Reben im Frühjahr.
Das Binden der Reben ebenfalls im Frühjahr.
Das Mähen der Räume zwischen den Zeilen und am Stock vom späten Frühjahr bis zum späten Sommer.
Die Laubarbeit am Stock im Sommer und Herbst.
Dazu kommen die vielen Lesedurchgänge im Herbst, die mitunter unter Zeitdruck geschehen.
Und damit ist noch nicht einmal alles aufgezählt.
Auf ihre Stöcke fällt die Sonne viel gleichmäßiger und die Reben bekommen mehr Sonnenstrahlen, mehr Kilojoule ab – wie der Fachbegriff heißt. Zudem erwärmen sich die Böden stärker und bleiben beim Einfall der Dunkelheit länger warm. Wenn dann die kühlen Fallwinde der Nacht auf den Hügeln für ordentliche Temperaturunterschiede sorgen, so bringt das mehr Finesse und Delikatesse in den Wein. Steilhänge sind also keine „Bewirtschaftung, weil man sich eben der Landschaft fügen muss“, sondern eine „Bewirtschaftung, weil die Landschaft eben dafür die beste ist“.
Das Arbeiten am Steilhang bringt einen nicht gerade geringen finanziellen Mehraufwand mit sich. Maschinen bleiben außen vor, Menschen sind verpflichtend notwendig. Steilhang-Weinbau ist individueller, handwerklicher und traditioneller Weinbau. Und bis auf die neuen, blitzsauberen Stahlwerkzeuge (Scheren etc.) unterscheidet er sich auch in der Steiermark nicht von jenem Weinbau, wie er vor hundert oder zweihundert Jahren ebendort im Steilhang stattfand. Mögen in der Ebene die vollautomatischen, satellitengesteuerten Erntemaschinen ihr Werk tun; auf den steirischen Steilhängen tun dieses Werk Menschen. Dieses Tun, dieser Mehraufwand, schlägt freilich auch in den Kosten nieder. Und wird von den Winzern in den Flaschenpreisen gering wiedergegeben. Die Frage nach den Gründen wurde mit diesen Zeilen hier beantwortet.